Es geht uns alle etwas an!

Die Pläne zur Abkühlung der Stadt Delitzsch werden wegen des Industrievorsorgegebiets Wiedemar infrage gestellt. Kühle Luft vom Land? Weit gefehlt!


Am 13.09.2022 war ich zur Bürgerfragestunde auf dem Marktplatz in Delitzsch. Der Oberbürgermeister Manfred Wilde erläuterte zunächst die Situation in der Stadt Delitzsch. Dabei ging er auf bauliche Maßnahmen ein und erläuterte die Energiesituation der Stadt in Hinblick auf die Energiekrise.

Sparmaßnahmen bis ins Rathaus

Es soll zum Beispiel im Rathaus gespart werden, indem ab 16.30 Uhr die Heizung abgestellt wird. Zurzeit ziehen jeden Monat ca. 100 bis 120 Menschen nach Delitzsch, wovon die Hälfte unter 40 Jahre alt ist. Wohnraum ist also knapp und bleibt es auch, da wegen den starken Preisanstiegen die Bautätigkeiten privater als auch öffentlicher Hand nahezu zum Erliegen gekommen sind. Die Preise steigen pro Quartal um 4-5 Prozent und sind nicht mehr kalkulierbar.

Problematisch sei die Energiesituation wohl besonders für die Firma URSA, welche den Ofen für Dämmmaterial mit Gas befeuert. Momentan rüsten sie auf Öl um. Wenn das Feuer ausgeht, wird dieser Ofen zerstört und es entsteht ein Schaden in Millionenhöhe.

Die Firmen im Delitzscher Industrie- und Gewerbegebiet haben alle Probleme. Es kann aber nicht immer sein, dass wirtschaftlichen Interessen das Primat gilt. Es müssen auch menschliche Interessen entsprechend gewürdigt werden und haben den Vorrang, so sinngemäß der Delitzscher Oberbürgermeister Herr Dr. Manfred Wilde.

Trotz Zuzug hat die Stadt Delitzsch ein Problem, Personal für die städtischen Betriebe zu finden. Es fehlen überall Arbeitskräfte. Auf dem Gelände der ehem. Zuckerfabrik soll eine Außenstelle des Helmholtz-Institutes entstehen, welche sich mit den Risiken und der Erforschung von giftigen Abfällen beschäftigt.

Atommüllendlager stößt in Delitzsch auf Gegenwehr

Danach begann die Bürgerfragestunde. Ich meldete mich sogleich und teilte zunächst mit, dass nahezu zeitgleich in der Pfarrscheune Schenkenberg eine Informationsveranstaltung des Jugendparlamentes stattfindet. Thema dort ist ein mögliches „Atommüllendlager in Delitzsch“! Dazu wollte ich vom Oberbürgermeister wissen, ob das die Bürger der Stadt wissen und wie die Stadt dazu steht. Herr Dr. Manfred Wilde erklärte, dass in der Vergangenheit schon geologische Sondierungen um Delitzsch stattgefunden haben. Diese haben wohl ergeben, dass die Gegend ungeeignet sei. Für ein Endlager braucht es wohl zwei Erdschichten: eine Tongestein- sowie eine Granitschicht (sic). Und diese Schichten gemeinsam gibt es nicht in und um Delitzsch. Außerdem sei er selbst großer Gegner eines Endlagers in Delitzsch!

Kühle Luft vom Land? Weit gefehlt!

Ein Bürger wollte dann noch wissen, wie es mit der Aufforstung im Stadtpark bestellt ist. Dazu erklärte der Oberbürgermeister, dass die Stadt klimatechnisch mit der Neuanpflanzung von Bäumen im Stadtpark und anderen Standorten reagiert. Ziel dabei sei es wohl, die vorhandenen Belüftungsachsen in der Stadt beizubehalten, bzw. zu erneuern, da sie eine Kühlungsfunktion für die Stadt haben, indem sie kühlere Luft aus der ländlichen Umgebung in die Stadt befördern.

Es gab also einige Sachen, die auch unser Anliegen tangieren. Denn kühlere Luft aus der ländlichen Umgebung – damit sind u.a. die Flächen gemeint, die beim Industrievorsorgegebiet Wiedemar hier dem Erdboden gleichgemacht werden – wandelt sich zu „heißer“ Industrieluft und geht uns ALLE daher etwas an.

Ein Beitrag von Michael Berger aus Zschernitz

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