Im Regionalplan Leipzig-Westsachsen wird für die Landkreise Nordsachsen und Leipzig sowie für die Stadt Leipzig der verbindliche Rahmen für deren räumliche Ordnung und Entwicklung festgelegt. Ziel ist, dass sich die unterschiedlichen Potenziale der Region wirtschaftlich entfalten und unsere natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft gesichert werden. Dabei konkurrieren die einzelnen Raumnutzungen meist wirtschaftlich, sozial und ökologisch miteinander. Im Regionalplan sollen diese dabei nachhaltig ausgeglichen werden.
Für die Dörfer in und um Wiedemar liegen die Potenziale eindeutig auf den äußerst fruchtbaren Böden, also auf der landwirtschaftlichen Nutzung. Darum stuft auch der Regionalplan unser Gebiet auch als Vorranggebiet für Landwirtschaft ein. Das heißt, dass andere raumbedeutsame Nutzungen – z. B. Industrie – ausgeschlossen werden, wenn diese mit der vorrangigen Nutzung ‚Landwirtschaft‘ nicht vereinbar sind.
Am Rande bemerkt: Die Landwirtschaft wird in Deutschland als kritische Infrastruktur eingestuft.
Unser Regionalplan Leipzig-Westsachen wurde erst Ende 2021 von den Mitgliedskommunen und Landkreisen des Regionalen Planungsverbandes fortgeschrieben und als Satzung bestätigt. Nur ein viertel Jahr später, im März 2022, verabschiedet sich die Gemeinde und der Landkreis von ihren jüngst beschlossenen Zielen und beantragt im Zuge der Planungen des Industrievorsorgegebietes ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren. Die unlängst beschworene landwirtschaftliche Nutzung soll einer Industriestadt weichen. Den wertvollen Boden gibt es dann dort nicht mehr.
Dafür muss eine gigantische Industriestadt in die Raumnutzung der Gemeinde Wiedemar, der Stadt Delitzsch und der Region eingebunden werden. Eine Aufgabe, für die man nicht gewappnet ist.
Das Zielabweichungsverfahren – von der Landwirtschaft zur Industriestadt – wird übrigens auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt. Hier gilt es, sich einzubringen.